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BondageEngineer
Anmeldungsdatum: 07.04.2022 Beiträge: 47
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Verfasst am: Di Nov 29, 2022 11:36 pm Titel: Andere Länder, andere Sitten? |
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Kennt jemand von euch Berichte, Statistiken, Auswertungen, Studien aus anderne Ländern, wie es mit dem dortigen Fesselinteresse ausschaut?
Hypothese 1: Das Einschränken der Bewegungsfreiheit ist ein von der Psyche konstruierter Gegenpol zu einer überbordenden Freiheit, die wir in Mitteleuropa (und vergleichbaren Staaten) ja nun glücklicherweise schon lange erleben. Demnach sollte diese Neigung in autoritären Staaten und Gesellschaftsformen eher deutlich weniger auftreten. Widerspruch: Chinese Bondage (Shibari-/Hojo-Jutsu-like), Arabian Bondage (vereinzelt gesehen).
Hypothese 2: Fesselungen lassen uns die Geborgenheit der Enge des Mutterleibes wiedererfahren. In diesem Fall dürfte die Fesselleidenschaft geographisch unabhängig sein. Widerspruch: Dann müsste ja jeder mehr oder minder drauf stehen.
Hypothese 3: Die Lust am Fesseln bzw. Gefesseltwerden rührt von einem Wunsch des Entreißens der eigenen Macht hervor, was anders nicht zu bewerkstelligen ist, z. B. von sehr "kopflastigen" Individuen, die sich nicht fallenlassen können. Selbst oft beobachtet bei Frauen, die gesellschaftlich in exponierten Positionen unterwegs waren (Abteiliungsleiterin, Chefin, etc.)
Weitere Hypothesen, Meinungen, Erfahrungen dazu? Ich "forsche" daran, woher das alles kommt. |
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Doc Brown
Anmeldungsdatum: 08.06.2005 Beiträge: 2385 Wohnort: Bayern
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Verfasst am: Mi Nov 30, 2022 2:45 am Titel: |
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Guten Morgen,
kurz: nein, ich kenne keine solche Untersuchung.
Vermutlich werden zu viele quantitativ kaum faßbare Faktoren eine Rolle spielen, zuletzt auch individuelles Interesse.
Oft gibt es bei Schellen durchaus den Faktor "Neugier", auch sie mal ausprobiert zu werden haben wollen bis hin zu Ablehnung "furchtbar, geht auf gar keinen Fall".
Modewellen dürften eine Rolle spielen wie nach Shades of Grey, aber auch die wirtschaftliche Situation. Wer jeden Pfennig umdrehen muß und abends von des Tages Müh und Last kaputt nach Haus kommt, wird wohl auch weniger Interesse zeigen.
Studien dürften am ehesten im Bereich Psychologie / Soziologie zu finden sein, bekannt ist mir aber keine.
Viele Grüße
Doc Emmet Brown _________________ Game over. |
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a.pst
Anmeldungsdatum: 30.04.2009 Beiträge: 605 Wohnort: bayern
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Verfasst am: Mi Nov 30, 2022 10:40 am Titel: |
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diese frage kommt immer wieder mal, aber bisher blieb sie ohne antwort _________________ enfant terrible |
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YesIcan
Anmeldungsdatum: 22.07.2014 Beiträge: 31 Wohnort: Berlin
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Verfasst am: Mo Dez 05, 2022 5:40 pm Titel: Andere Länder, andere Sitten? |
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Meiner bescheidenen Meinung nach, hat jeder, der bei sich irgendwie besondere (sexuelle) Interessen entdeckt, einmal diese Art Forscherdrang woher das kommt und was das soll. Das Ausmaß der Forschungstätigkeit hängt möglicherweise von der Sozialisierung ab. Der eine ist wissbegieriger Akademiker mit open-minded Freundeskreis, die andere ist handwerklich tätig und weniger in Literatur verbissen aber stets selbstbewusst und jemand drittes kommt aus einem religiös geprägtem Umfeld, "will etwas, das man nicht darf" und hat einen geheimen, energieraubenden Zwiespalt nicht nur mit seiner Familie sondern auch noch in seiner religiösen Gemeinschaft. Es gibt jedenfalls verschiedene Gründe, sich mit Erklärungsmodellen zu wappnen, deshalb wird es wohl bei einer Mehrzahl von Erklärungsmodellen bleiben.
Ich bin kein Psychologe sondern Laie. Aber ich kann trotzdem ein paar Literaturhinweise geben, sie beschäftigen sich allerdings mit BDSM allgemein und nicht im nationalen Vergleich.
1. Die Diplomarbeit von Lydia Benecke ("Ist das Persönlichkeitskonstrukt „Experience Seeking“ bei Sadomasochisten stärker ausgeprägt als bei Nicht-Sadomasochisten?", 2011) enthält ein Kapitel über Erklärungsmodelle.
2. In "Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung" (Peter Fiedler, 2004) stehen auch einige Erklärungsmodelle.
3. Magnus Hirschfelds "Sexualpathologie" von 1918. Der Autor macht eine Art Weltreise. Finde ich im heutigen Kontext generell sehr interessant zu lesen. Das Verlangen nach Freiheitsberaubung heißt in seinem Buch "Metatropismus" (ab Seite 245).
4. Die "Statistik für Zahlenfetischisten" von Passig und Strübel gab es bis 2017 im Internet. Heute als Kopie im Internet-Achiv:
https://web.archive.org/web/20170904160039/http://www.datenschlag.org/txt/statistik.pdf. Beim Datenschlag gab es auch mal eine sehr sehr lange Liste mit Literatur über BDSM.
5. Joyal, Christian C. und andere. "What Exactly Is an Unusual Sexual Fantasy?" (2015, The Journal of Sexual Medicine , Vol. 12, No. 2, p. 328-340). "I have fantasized about being tied up by someone in order to obtain sexual pleasure." wurde von 52% der männlichen und 46% der weiblichen Studienteilnehmer angegeben. Bei "I have fantasized about tying someone up in order to obtain sexual pleasure" sind es etwas weniger.
6. Ein Fetlife-Nutzer hat wissenschaftliche Artikel gesammelt, die neurologisch untersuchte Effekte beschreiben, die auch bei Bondage-Aktivitäten eine Rolle spielen können. Ich respektiere jedoch des Autors Entscheidung, die Liste nicht öffentlich zugänglich gemacht zu haben.
P.S.: Shibari ist japanisch, nicht chinesisch. |
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WEGA
Anmeldungsdatum: 22.02.2010 Beiträge: 197 Wohnort: Wien
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Verfasst am: So Dez 18, 2022 10:08 am Titel: |
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Meine Hypothese ist, dass das in einem nicht geringen Ausmaß auch vom US-amerikanischen Einfluss abhängt. In Filmen und Serien wird ziemlich realistisch dargestellt, dass die Fesselung von Verdächtigen dort zur Routine gehört. Das ruft Neugierde hervor, zumal das ja bei uns nicht so ist. Das würde aber bedeuten, dass es hier in Europa tendenziell mehr Leute gibt, die sich für Fesseln interessieren. Auch das ist letztlich eine These, die sich schwer belegen lassen wird. |
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VacaLF
Anmeldungsdatum: 26.09.2009 Beiträge: 197 Wohnort: Franken
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Verfasst am: So Dez 18, 2022 5:59 pm Titel: |
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WEGA hat folgendes geschrieben: | Meine Hypothese ist, dass das in einem nicht geringen Ausmaß auch vom US-amerikanischen Einfluss abhängt. In Filmen und Serien wird ziemlich realistisch dargestellt, dass die Fesselung von Verdächtigen dort zur Routine gehört. |
Was absolut verständlich ist, denn dort kann auch der normale Bürger einfach so eine Knarre im Hosenbund stecken bzw. Handschuhfach oder Küchenschublade liegen haben....
Da wird der Officer lieber präventiv tätig.
Bei uns hier ist diese Gefahr wohl eher geringer, wobei man ja auch bei uns inzwischen immer öfters liest das sich Personen bei einer ganz normalen Polizeikontrolle bzw. polizeilichen Maßnahme heftig wehren, Polizisten verletzen und aktiv gefährden und daher immer öfters in Schellen landen. |
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