handschellenforum.de

[Andy58]

Hallo,
vor ca. 3 Wochen lief auf Ebay eine Auktion, auf der ein Oregon Boot angeboten wurde. Ich hatte mit knapp $2000 mitgeboten, wurde aber überboten. Knapp eine Woche später bekam ich eine Nachricht, daß ich als Zweitbieter (es gab pberhaupt nur zwei Bieter) das Teil zu meinem Höchstgebot zum Sofortkauf erwerben könnte, da der Erstbieter offensichtlich nicht bezahlt hat oder nicht bezahlen wollte. Nach kurzer Überlegung habe ich zugeschlagen. Und heute konnte ich das gute Stück beim Zoll abholen:


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Beim Zoll legte ich wie immer den Paypalauszug für den Nachweis, was der gekostet hat, vor. Diesmal war das ein anderer Beamter als sonst und der fing glerich an, daß da nicht die Ebaynummer mit drauf stand. Zwar stand da auch der Realname des Verkäufers und auch die Artikelbeschreibung, genau so, wie auch auf dem Paket, aber er wollte unbedingt auch nocht die Ebaynummer haben. Die wußte ich natürlich nicht auswendig, dort vor Ort durfte ich aber auch nicht kurz ins Internet. Einer meinte, daß es in der Nähe ein Internetcafe gibt, wo man ja nachgucken kann Also hingefahren, bei ebay eingeloggt, Auktionsnummer aufgeschrieben und zurück zum Zoll. Diesmal war wieder der Beamte da, der mich schon früher ein paarmal bedient hatte und fragte natürlich gleich, was ich diesmal interessantes da hätte. Die Ebaynummer wollte er gar nicht sehen, das ging nun auch ohne

Nun war es auch kein großes Problem, das Teil als Antiquität (alles was älter als 100 Jahre ist, gilt als zollfreie Antiquität, nur 19% Umsatzsteuer sind fällig) zu deklarieren, ich hatte das Buch "The big Book of US Handcuff Patents" von Joseph Guinta dabei, in dem auch das Patent des Oregon Boots von 1876 mitsamt einem Foto eines realen Exemplars eines Sammlers zu finden war. So sparte ich mir wenigstens den Zoll, der ca. 3.5% ausmacht, das waren immerhin fast 50 Euro Ersparnis, womit sich das zweibändige Buchwerk schon fast selbst bezahlt gemacht hat.

Der Oregon Boot kam mit Originalschlüssel, einer zusätzlichen Schlüsselkopie, dem Ständer, der hier nicht an den Absatz eines Schuhs geschraubt wurde, sondern an eine extra dafür angefertigt Stahlsohle und nicht zuletzt auch mit Tragetasche - Aaaaooooooaaaaahaaa!


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Der Oregon Boot ist noch immer voll funktionsfähig. Der Originalschlüssel hat zwei Gewindehülsen, eine mit Rechtsgewinde zumj Abschließen und eine mit Linksgewinde zum aufschließen. Die beiden Verschlüsse selbst sind im Grunde nur große Madenschrauben, die in die Bolzen des Gegenstückes greifen, oben haben sie ein doppelt geschnittenes Gewinde (rechts und links herum, so daß eine Art Rautenmuster übrig bleibt). Rechtsherum wird die Schraube zugedreht, das geht nur mit dem Rechtsgewinde und linksherum geht es auf, aber eben nur mit dem Linksgewinde des Schlüssels.

Hier jetzt das Teil geöffnet:


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Man sieht einen Bolzen des Gegenstücks, oben ist eine Vertiefung, in die die "Madenschraube" greift. Um den Bolzen herum ist eine Art große Unterlegscheibe plaziert, im geschlossenen Zustand befindet sie sich genau zwischen den beiden Hälften. Versucht man, den Oregon Boot genau an dieser Stelle durchzusägen, um so den bolzen abzutrennen, trifft die Säge auf diese Scheibe, die sich dann mitdreht und so kaum angesägt werden kann.

Oregon Boots gibt es offensichtlich in verschiedenen Gewichtsklassen, von ca. 2.5kg bis hin zu 14kg. Meiner ist in der Mitte angesiedelt, er wiegt ca. 6.7kg (nur der verschließbare Teil, ohne den Ständer).

Normalerweise gibt es zum Oregon Boot einen Ständer, der an den Absatz eines Schuhs geschraubt wird, das ist ein Blechring, der unten einen U-förmigen Bogen hat, an dessen unterem Ende die Anschraubplatte befestigt ist. Bei meinem Exemplar hat man eine Stahlsohle statt des Schuhs angeschraubt (mit 3 Schreuben und Muttern), außerdem den Stützring oben mit Lederstreifen dick umwickelt. Die Stahlsohle erinnert etwas an einen Rollschuh ohne Räder, die Befestigung des Schuhs erfolgt auch mit zwei Lederriemen. Einer gehör an das Hackenteil (der fehlt hier) und einer weiter vorne.


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Dieser Oregon Boot wurde laut Verkäufer in der "Wyoming State Penitentiary" verwendet, es gibt auch auf jeder Hälfte eingeschlagene Buchstaben "WSP". Se sieht ganz so aus, daß die Stahlsohle und die Lederumwicklung neueren Datums ist und erst später in diesem Gefängnis angefertigt wurden. Die Stahlsohle zeigt elektrische Schweißnähte, nicht aber der Halter, denn die Schraubplatte von dem ist angenietet. Ebenso kann die Tragetasche neueren Datums sein, obwohl andere Oregon Boots auch schon mit so einer Tasche aufgetaucht sind. Zumindest ist das Lederband, mit dem man die Tasche oben verschließt, ganz neu, das alte fehlte wohl oder war kaputt.

Hier noch die Tasche allein:


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Die Schlüssel:


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Zusätzlich zum Originalschlüssel wurde auch noch eine Kopie mitgeliefert. Diese ist wahrscheinlich auch im Gefängnis hergestellt worden. Mit dem Schlüssel kann man sowohl auf- als auch abschließen. Er hat kein Innengewinde, sondern nur zwei gegenüberliegende Nasen im glatten Rohr. Diese Nasen können sowohl rechtsherum als auch linksherum ins Doppelgewinde der "Madenschrauben" greifen.

Da der Oregon Boot nicht in meinen Schellchenschrank paßt, gibt es schon Pläne für eine kleine Vitrine auf einem Podestfuß dafür - incl. LED-Beleuchtung...
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Gruß
Andy

Leiter des Instituts für kulturhistorische Forschung, Fachbereich metallische Rückhalteeinrichtungen mit angeschlossener Manufaktur

[dancingcane]

Glückwunsch zu dem tollen Stück........

gibt es das Teil auch noch einmal in Funktion, ich meine an einem geschmeidigen Fuß zu sehen?
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Herr Doktor, ich bin pervers, ich sammel Handschellen!!
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[handschellenchris]

Tolle Ding

So was bekommt man nicht alle Tage

Bin schon gespannt, wie die Vitrine dazu ausfallen wird

[CaptainJoe]

Moin Andy,

ich hatte schon im Restraintsblog gelesen, daß da ein Glückspilz einen Oregon Boot günstig geschossen hat. Glückwunsch zu den tollen Teil!

Joe.

[mike.muc]

GLÜCKWUNSCH zu der wirklich aussergewöhnlichen Neuerwerbung und DANKE für den ausführlichen Bericht darüber. Super!
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Probier' umtudenken!

[Atame]

Da kann ich auch nur gratulieren.

Dieses "High End" Modell fehlt noch in meiner Sammlung. Könnte eigentlich fast schon seltener sein, als McKenzie Mitts.

Viele Grüße,
Atame

PS: dafür hab ich eine auch nicht gerade häufige original Clog Shackle, mit der es sich auch nicht gut läuft!


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der e-Buch-Tipp: http://www.amazon.de/gp/product/B00XK1AIA8

[alexander]

Hallo Andy,

da hast Du doch ein wirklich interessantes Stück ersteigert.
Herzlichen Glückwunsch!
Vielleicht kan man es auch mal in Natura betrachten
Auch Dank für die umfangreiche Beschreibung!

Gruß

Alexander

[MartinStgt]

Besondere (oder zweifelhafte?) Ehre für deinen Ehering Marke XXL (ist ja meistens auch ein Klotz am Bein...)

Handschellen (-auktionen) des Jahres

Ursprünglicher Auktionspreis 2002 $ (ca. 1500 €) wie hier von dir ja schon angedeutet.

2007 einer zu 6000 $ und 2010 einer, mit dem wohl unangenehme Subjekte auf den Grund des Sees versenkt wurden, zu 1275 $

Zum Glück steht der nicht auf meiner Wunschliste (das würde die auch rein gewichtsmäßig nicht aushalten...).

Bis dann

[dancingcane]

Da sieht man wieder wo das Geld ist und was man selbst doch für ein armer Tropf ist. (comedy)

Herzlichen Glückwunsch zum erreichen der TOP 10 des Jahres 2011.

Es ist wieder erwiesen, Sammler sind oftmals verrückt. Sie tun viel um Dinge zu bekommen damit sie in der Sammlung erhalten bleiben. Ich habe es nur 2x in die Monatscharts von Handcuff.org geschafft. Ehrlich gesagt hätten die Teile auch billiger sein dürfen.

Aber nun mal Ehre dem Ehre gebührt, Herzlichen Glückwunsch Andy!!!!
Schön das man das Teil nicht nur sehen sondern auch begreifen konnte und es nicht so sang- und klanglos in der Sammlung verschwand. Wo die Frage aufkommt, befindet sich das Teil schon in der Vitrine?
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1. Knastbus UT 2015

[Andy58]

Hallo,
die Vitrine befindet sich immer noch in der Planung, weiße LEDs für die Beleuchtung habe ich aber schon besorgt...

Der rostige Oregon Boot befindet sich übrigens auch in Bayern, es gibt da auch noch andere Sammler... Er ist sogar funktonsfähig, allerdings nur mit einer passenden Sechskantnuß, der hat ein anderes Gewinde als mein Originalschlüssel und der von Cannons Great Escapes.
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Gruß
Andy

Leiter des Instituts für kulturhistorische Forschung, Fachbereich metallische Rückhalteeinrichtungen mit angeschlossener Manufaktur

[MartinStgt]

[dancingcane]

Martin, es liegt immer in der Natur der Sache.

Du hast sicher Glück gehabt.

Die Schelle z.B. habe ich für 70 Euro bekommen, das zahlte ein anderer Bieter
http://www.ebay.de/itm/230721405212?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

Oder dieses

http://www.ebay.de/itm/330661838301?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

für dieses Modell zahlt man wenn man gut ist höchstens 30 Euro und nicht diesen Ptreis, Sicher der Preis steigt,aber nicht so schnell!


Oder das Modell, 3 fast identische Modell, das Erste hat 5 Glieder zwischen Schelle und Drallwirbel, der Rest 4

http://www.ebay.de/itm/180772456706?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

http://www.ebay.de/itm/180772483994?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

http://www.ebay.de/itm/180772503025?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

Den Vogel vom Preis her schoß ein Bieter aus Spanien ab.

Kann sich noch jemand an die Potmetal 115er Darbys erinnern? Da ging es glaube ich um über 120 Dollar, oder waren es Euro? Auch egal, es geht auch billiger.

http://www.ebay.de/itm/230721402798?ssPageName=STRK:MEWNX:IT&_trksid=p3984.m1497.l2649
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[MartinStgt]

Jens, ich glaube noch nicht so recht dran, dass ich etwas, das größenordnungsmäßig 2000 - 3000 € schwer ist, aus Glück für 100 € bekommen habe. Ich stelle das Teil nach seiner Rückkehr aus der Reparatur (das Schloss war defekt) mal zur Begutachtung hier ein, das hatte ich sowieso vor.

Die DDR-Handschellen hatte ich seinerzeit auch zu 79,- bekommen, allerdings DM! -- Dass sie in den USA mehr wert sind als hierzulande ist nur zu natürlich.

Aber der trendytogs58* macht ja wohl einen gewaltigen strategischen Fehler! Nämlich, seine Original-Hiatt-Darby-Fußschellen nicht - auch - unter dem Begriff handcuffs anzubieten. Dann hätte er etwas mehr verdient. Vielleicht sogar viel mehr, wenn viele so auf sie aufmerksam geworden wären.

Die suche ich auch noch! Also ab sofort nach leg irons suchen. Also 100 Pfund halte ich für lächerlich wenig für diese Teile!

[dancingcane]

Nun ja, man muß auch Glück haben. Dieses ist eines der besagten Teile:
http://www.handschellenforum.de/forum/viewtopic.php?p=41087&highlight=#41087

Sicher kommt es auch immer auf den Zustand der Schelle an. Technisch ist meine einwandfrei.
Ich kann mich daran erinnern das der Sammelfreund der seine Sammlung auflöste aus dem nicht so fernen Holland 65 Euro für seine haben wollte wobei eine Seite nicht so recht funzte. Die habe ich aber nicht haben wollen. Sie wurden aber auch verkauft.

Diese wurden nicht verkauft, ich weiß auch nicht welcher Hersteller die fertigte:
http://www.ebay.de/itm/220902412180?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l26499

und diese waren aus meine Sicht zu teuer weil sie augenscheinlich sehr rostig sind und mit schwarzer Farbe angehübscht waren. Was der Verkäufer aber auch angab.
http://www.ebay.de/itm/230712589509?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

DDR 3 Handschellen lagen mal bei "8" Euro wie ich meine kaufte, die Modelle 2 und 1 waren natürlich teurer.

Nun hoffe ich das deine Schelle die wie ich hoffe jetzt funktionsfähig ist auch ein Schnäpchen war. Sicher wird es Bieter abschrecken defekte Teile zu kaufen, und das ist der Vorteil wenn man die Möglichkeit hat so etwas reparieren zu lassen. Mal die Frage nebenbei. Wer erledigt solche Arbeiten?
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1. Knastbus UT 2015

[MartinStgt]