Andy58
Anmeldungsdatum: 23.07.2006 Beiträge: 3626 Wohnort: München
|
Verfasst am: Di Jul 25, 2006 4:03 pm Titel: fing mit Spielzeughandschellen an |
|
|
Hallo,
schon als Kleinkind hat mich Technik allgemein fasziniert, am Anfang natürlich mechanische Dinge wie z.B. alte Wecker und eben auch Schlösser. Da mein Vater ein Eisenwarengeschäft hatte, hatte zum Zeitvertreib diverse alte Schlösser auseinandernehmen dürfen (und bekam die auch funktionierend wieder zusammen).
Als ich fürs Cowboyspielen neben Spielzeugpistolen auch Spielzeughandschellen bekam, interessierte zuerst nur deren (simple) Technik. Ich bin schon ein etwas älterer Jahrgang, damals gab es noch eine regelrechte Aufrüstung im Kinderzimmer, ich hatte schließlich 3 Pistolen und 2 Paar Handschellen. Beide aus Metall (Plastikausführungen gab es noch nicht), ein Paar nicht verstellbar, entfernt ähnlich zu einer Darby, nur daß der Schloßkörper und damit die Schelle flach war. Die Schellen und die Kette dazwischen waren ziemlich stabil, die haben auch lange gehalten. Das zweite Paar war verstellbar mit Ratsche, natürlich ohne Double Lock (nicht einmal "single", da mit Hebel zu öffnen). Im Stil so wie die billigen Blechhandschellen, nur ohne Schlüssel und Feststellhebel, stattdessen mit Hebel zum Öffnen und alles kleiner und noch filigraner. Die "Kette" war ein Witz, die waren so "stabil" wie zwei miteinander verkettete Büroklammern (ohne miteinander verdrillten Enden), der Draht hatte auch die gleiche Stärke. Immerhin begann irgendwann in der Zeit die Faszination des Fesselns und Gefesseltwerden.
Viel später hatte ich ein Paar selbst gebaut, fast "normale" zum durchschwingen. Jede Schelle bestand aus 3 zurechtgesägten ALU-Blechen (Stahlbleche konnte ich mit der Metalllaubsäge nicht vernünftig bearbeiten...), eines war der Bügel, die beiden anderen der Schloßkörper und dem festen Bügelteil. Innen noch die Schließfalle. Zusammengesetzt habe ich die mit M3-Schrauben, das Innere des Schloßkörpers wurde mit Muttern auf Distanz gehalten. Die Schrauben waren so kurz, daß außen gerade 2 Muttern (gekontert) drauf paßten. Die Dinger funktionierten durchaus, hatten natürlich keinen Doublelock und waren für absolute Gewaltanwendungen sicher nicht stabil genug, aber für einen Schüler mit einfachem Werkzeug sicher nicht schlecht gewesen. Leider habe ich die nicht mehr, wäre sicher ein kurioses Sammerstück.
In meiner Studentenzeit entschloß ich mich, endlich "richtige" Handschellen zu erstehen, als ich welche im Schaufenster in einem Waffenladen sah. Leider waren es die berüchtigten Blechhandschellen, damals wußte ich noch nicht, daß das ebenfalls keine richtigen Handschellen sind... Nachdem sich schnell herausstellte, daß die Dinger einschneiden, der Doublelock nicht funktioniert und schließlich auch die Vernickelung abblätterte und darunter der Rost blühte, kaufte ich NoNames mit Doublelock. Die waren schon erheblich besser und ich würde die als die ersten "richtigen" Handschellen bezeichnen.
Später kristallisierte sich aber meine Vorliebe für möglichst massive Fesseln heraus, nicht zuletzt, weil die mir meistens "bequemer" sind, da die weniger einschneiden. Ich fand auf einem Urlaub in London Darbys (die Guß-Nachbauten, nicht verstellbar, vernickelt), die ziemlich bequem sitzen. Später kamen die DDR-Handschellen (letztes Modell) und eine Kombination von Fetters (oder baugleich) und Clejuso Nr 13 hinzu. Für die Standardmodelle wie z.B. S&W, Peerless usw. kann ich mich nicht so begeistern, da die eben stärker einschneiden.
Von der Begeisterung für Handschellen und fürs Fesseln werde ich wohl auch nicht mehr loskommen. Entsorgt habe ich übrigens nur die Blechhandschellen, nachdem diverses kaputt gegangen ist (erst eine Kettenbefestigung an einer Schelle einfach abgerissen, dann gnadenlos zerlegt)... _________________ Gruß
Andy
Leiter des Instituts für kulturhistorische Forschung, Fachbereich metallische Rückhalteeinrichtungen mit angeschlossener Manufaktur |
|