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handschellenforum.de Das Forum rund um Handschellen
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EdelStahl
Anmeldungsdatum: 25.03.2006 Beiträge: 245 Wohnort: München
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Verfasst am: Mi Jun 14, 2006 10:11 pm Titel: Scharnier oder Kette? |
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Hallo,
vielleicht bin ich ja hier bei den "Selbstanwendern" etwas falsch, aber vielleicht findet sich ja auch ein Nutzer, der die Dinger nicht (nur) an sich selbst nutzt...
In meiner Sammlung haben sich nun neben den "klassischen" Handschellen auch ein paar Modelle mit Scharniergelenk eingefunden. Neben den "must" wie Hagge und "DDR" inzwischen Teile von Hiatts, S&W und No-Name.
Sehr viele gr. Hersteller (S&W, Clejuso, Hiatts, "Alcyon", Ralkem usw.) bieten sowohl "normale" Modelle mit Kette als auch mit Scharnier an, es muss also grosse Fangemeinden für beide Systeme geben. Warum stellen/stellten Hagge/Reher/Lips und die ehem. DDR fast nur Scharniermodelle her und bieten Ketten-Varianten eher nur "nebenbei" an? Bei anderen Herstellern (Clejuso, S&W etc.) ist das eher umgekehrt, da zählen die Scharniermodelle zu den "Exoten"....
Wo liegen nun die Vor- und Nachteile der beiden Systeme in der Praxis? Was ist schneller/einfacher anzulegen, was ist sicherer? Oder ist das Alles wirklich nur "Geschmackssache"?
Gruß
EdelStahl |
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unimuc
Anmeldungsdatum: 24.04.2004 Beiträge: 4298 Wohnort: München
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Verfasst am: Do Jun 15, 2006 12:52 am Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo,
also erstmal generell: es ist ganz klar, die Scharnierfessel ist die restriktivere Fesselung, sie macht den Gefesselten noch wehloser, ist dafuer natuerlich auch unbequemer und birgt hoehere Verletzungsrisiken, vor allem auf dem Ruecken. Berufliche Praxis habe ich mit sowas nicht, aber man kann ja mal ein bischen Mittheoretisieren
EdelStahl hat folgendes geschrieben: | Warum stellen/stellten Hagge/Reher/Lips und die ehem. DDR fast nur Scharniermodelle her und bieten Ketten-Varianten eher nur "nebenbei" an? Bei anderen Herstellern (Clejuso, S&W etc.) ist das eher umgekehrt |
Gute Frage, da kann ich auch nur spekulieren: wahrscheinlich eine Mischung aus politischem Umfeld und den typischen Anwendungsszenarien. Ich kann mir z.B. gut vorstellen, dass in der DDR jetzt nicht all zu viel Wert darauf gelegt wurde, wie unbequem es Straftaeter da haben, Sicherheit geht vor, drum ein eher massives starres Modell. Die breiten Buegel dienen da wohl auch eher psychologischen Gruenden als der Bequemlichkeit. Waehrend bei der dt. Polizei dem Verdaechtigen unnoetige Qualen doch eher erspart bleiben sollen (wie oede ). Deswegen hat der typische Polizist hierzulande wohl eher ein Kettenmodell am Guertel, und das duerfte doch der Hauptmarkt von Clejuso sein. LIPS hat die klassiche Form seines Standardmodelles wohl seit laengerem nicht veraendert, und wenn man sich die Praegung auf fruehen Hagges (was genau da der Zusammenhang ist, aber einer baute wohl die fuer den anderen) ansieht denkt man auch nicht gerade an einen Staat der auf die Bequemlichkeit von Handschellen achtet Bei uns sieht man die DDR und LIPS ja vor allem bei Gericht, anders als bei einer ueblichen Verhaftung werden da die Haende vor dem Ruecken gefesselt, da erschwert so eine starrere Fessel irgendwelche schnellen Aktionen (Griff zur Waffe eines Beamten o.ae.) gegenueber einer Kettenfessel und die Nachteile wiegen auch schwaecher...
Zitat: | Was ist schneller/einfacher anzulegen |
Die Englaender schwoeren dabei ja auf die ganz starre Speedcuff, die zum schnellen ueberraschenden Fesseln besonders geeignet sein soll, dafuer ist es bei einer nicht ueberraschenden Fesselung einer wehrhaften Person evtl. leichter die Haende in eine flexiblere Kettenhandschelle zu bekommen?
Ganz klar die Scharnierfessel, schraenkt staerker ein und je nach Modell und Anlegeweise kann allein schon der Zugang zu den Schloessern nahezu unmoeglich sein. Aber wie hier im Forum ja schon oft diskutiert kommt es beim "realen" Einsatz von Handschellen nicht immer primaer auf die Sicherheit der Handschelle an, da der gefesselte ohnehin immer unter Aufsicht ist, fuer Szenarien bei denen man das nicht so gut sicherstellen kann (laengerer Transport z.B.) gibt es extra Modelle wie die Chubb Escort, die ein extrem sicheres Schloss haben aber dafuer wieder ein Kettenmodell sind. Also durchaus moeglich dass die sicherste kaufbare Handschelle eine Kettenhandschelle ist, aber prinzipbedingt die Scharniermodelle mehr Sicherheit von der Bauform her mitbringen.
Zitat: | Oder ist das Alles wirklich nur "Geschmackssache"? |
Fuer einen Polizisten der sich seine Diensthandschellen aussucht sicher in geweisser Weise, da kommen dann ja auch Dinge dazu wie er sie am Guertel tragen will (da duerfte die immerhin 99% der Zeit sein, und die DDR-Version ist da sicher nicht die bequemste, so ne Clejuso 11 oder Hiatts 2010 einfach leichter und weniger stoerend), was er persoenlich zum Anlegen praktischer findet, ob er evtl. mehr oder weniger Angst davor hat dass ihm doch jemand mit Schluessel unterkommt... Ist fuer jeden sicher eine andere Abwaegung, ohne dass man sagen kann die eine Form ist klar besser, trotzdem sind das durchaus reale Unterschiede die sich aus der Bauform ergeben, also nicht eine Geschmacksfrage wie ob man rote oder blaue Autos schoener findet...
Unimuc |
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Enris
Anmeldungsdatum: 31.08.2004 Beiträge: 6413 Wohnort: SWP
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Verfasst am: Do Jun 15, 2006 7:52 am Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo auch,
EdelStahl hat folgendes geschrieben: | Sehr viele gr. Hersteller (S&W, Clejuso, Hiatts, "Alcyon", Ralkem usw.) bieten sowohl "normale" Modelle mit Kette als auch mit Scharnier an, es muss also grosse Fangemeinden für beide Systeme geben. |
Von "Fangemeinde" würde ich da nicht sprechen, da Handschellen für die Polizei meist zentral angeschafft werden. Natürlich wird die angebotene Palette von Angebot und Nachfrage beeinflusst.
EdelStahl hat folgendes geschrieben: | Warum stellen/stellten Hagge/Reher/Lips und die ehem. DDR fast nur Scharniermodelle her und bieten Ketten-Varianten eher nur "nebenbei" an? Bei anderen Herstellern (Clejuso, S&W etc.) ist das eher umgekehrt, da zählen die Scharniermodelle zu den "Exoten".... |
Darüber kann man letztlich nur spekulieren. Lips hat früher auch Kettenmodelle gebaut, die ziemlich den frühen Peerless (Anfang 20. Jh.) ähneln. Wie unimuc schon erwähnt hat, scheint es sich jetzt wohl nur noch um einen Hersteller zu handeln (Hagge ist m.W. der Reher-Nachfolger nach Schwarz).
Das Design in der DDR - ebenfalls meine Spekulation - wollte sich wohl von dem abheben, was im "Westen" gemacht wurde. Ich halte es für durchaus legitim, etwas lieber selbst zu entwickeln, anstatt es einfach nur zu kopieren.
Clejuso hat die deutschen Polizeibehörden als Hauptabnehmer, da ist es wohl die Nachfrageseite. Immerhin gibt es von der 100er Serie auch ein Gelenkmodell.
Aber von Smith&Wesson gibt es viele Gelenkmodelle mit entsprechendem Standard-Pendant, es gab sogar einmal ein übergroßes Gelenkmodell auf Basis der Fußschellen (bei American Handcuff Co. war ein solches Modell bis zur Produktionsstilllegung nach der Übernahme durch ASP vor einigen Jahren im Lieferprogramm).
EdelStahl hat folgendes geschrieben: | Wo liegen nun die Vor- und Nachteile der beiden Systeme in der Praxis? Was ist schneller/einfacher anzulegen, was ist sicherer? Oder ist das Alles wirklich nur "Geschmackssache"? |
Wie unimuc geschrieben hat: Vieles ist länderspezifisch: Das richtige Anlegen der Speedcuffs wird von britischen Polizisten genauso trainiert wie das der Lips von der Polizei in den Niederlanden (letztere Weise erklärt auch die Bauweise mit den versetzten Bügeln, wie auf dem Treffen in Antwerpen eindrucksvoll vorgeführt wurde).
Offenbar hat man sich in diesen Ländern auch mit dem Anlegen von Handschellen beschäftigt. In Deutschland und den USA haben sich v.a. Kettenmodelle durchgesetzt. Vom Gewicht her macht es wohl keinen besonderen Unterschied, ob Beamte Clejuso 12 oder 19R, Hiatts 2010 oder 2050, S&W 110 oder 300 usw. am Gürtel tragen. Jedoch sieht man in Deutschland Gelenkhandschellen eher im Bereich der Justiz (Gerichte und Haftanstalten) als bei der Polizei.
Die "Geschmacksrichtung" wird da wohl bei den zuständigen Beschaffungsämtern entschieden.
Viel Vergnügen
Enris |
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mike.muc
Anmeldungsdatum: 06.03.2006 Beiträge: 1929 Wohnort: München
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Verfasst am: Do Jun 15, 2006 9:19 am Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Enris hat folgendes geschrieben: | ... Das richtige Anlegen der Speedcuffs wird von britischen Polizisten genauso trainiert wie das der Lips von der Polizei in den Niederlanden (letztere Weise erklärt auch die Bauweise mit den versetzten Bügeln, wie auf dem Treffen in Antwerpen eindrucksvoll vorgeführt wurde). |
Das hört sich interessant an. Kannst Du das vielleicht in ein paar gesetzten Worten genauer erklären? |
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EdelStahl
Anmeldungsdatum: 25.03.2006 Beiträge: 245 Wohnort: München
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Verfasst am: Do Jun 15, 2006 11:52 pm Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo,
Enris hat folgendes geschrieben: | Hallo auch,
EdelStahl hat folgendes geschrieben: | Sehr viele gr. Hersteller (S&W, Clejuso, Hiatts, "Alcyon", Ralkem usw.) bieten sowohl "normale" Modelle mit Kette als auch mit Scharnier an, es muss also grosse Fangemeinden für beide Systeme geben. |
Von "Fangemeinde" würde ich da nicht sprechen, da Handschellen für die Polizei meist zentral angeschafft werden. Natürlich wird die angebotene Palette von Angebot und Nachfrage beeinflusst.
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Eben - und wenn sehr viele Polizeibeamte (oder eine namhafte Vertretung, z.B. die GdP) das Eine oder das Andere System fordern (und das an entspr. Stellen argumentativ gut anbringen können), wird das auch mal so ausgeschrieben bzw. beschafft.
Allerdings gibt´s da zumindest bzgl. Hersteller manchmal Argumente, die eben diesen Hersteller in gewisser Weise bevorzugen (z.B. die Anforderung, dass auch bei neu beschafften Handschellen die "alten" Schlüssel passen müssen, eine Anforderugn "Double-Lock ohne Schlüsselbedienung" reduziert die Zahl der möglichen Hersteller auch...)
Zitat: |
Das Design in der DDR - ebenfalls meine Spekulation - wollte sich wohl von dem abheben, was im "Westen" gemacht wurde. Ich halte es für durchaus legitim, etwas lieber selbst zu entwickeln, anstatt es einfach nur zu kopieren.
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Dafür ist "die DDR" aber doch eine Kopie - zwar eigenständig, aber dennoch... In der Grösse und vom Material her ist sie der Hagge ähnlich, optisch aber auch einem alten russ. Modell. Einzig die technsiche und optische "Entfernung" von S&W, Peerless, Hiatts usw. lässt ein bischen darauf schliessen, dass man definitiv nichts vom Klassenfeind kopieren wollte.
Zitat: |
Clejuso hat die deutschen Polizeibehörden als Hauptabnehmer, da ist es wohl die Nachfrageseite. Immerhin gibt es von der 100er Serie auch ein Gelenkmodell.
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Ja - und die 11/12/19 Clejuso´s sind genaugenommen auch ziemlich eigenständig in ihrer Form. "Technisch" zwar nicht so, aber eben optisch. (und - getreu meinem Forumsnamens - auch in schönem EdelStahl zu haben - das bieten ja nicht viele Hersteller!)
Zitat: |
Offenbar hat man sich in diesen Ländern auch mit dem Anlegen von Handschellen beschäftigt. In Deutschland und den USA haben sich v.a. Kettenmodelle durchgesetzt. Vom Gewicht her macht es wohl keinen besonderen Unterschied, ob Beamte Clejuso 12 oder 19R, Hiatts 2010 oder 2050, S&W 110 oder 300 usw. am Gürtel tragen. Jedoch sieht man in Deutschland Gelenkhandschellen eher im Bereich der Justiz (Gerichte und Haftanstalten) als bei der Polizei.
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...was wohl den Schluss zulässt, dass Gelenkhandschellen besonders "sicher" sind, da auf Gefangenentransporten usw. die gefesselte Person theoretisch mehr Zeit und Möglichkeiten hätte, sich zu befreien.
"Kettenmodelle" sind quasi "Tradition" - Schon vor der Zeit der Darby´s waren es Ketten, die beide Schellen verbunden haben, dann kamen die Darbys und schliesslich Peerless als "Urvater aller moderner Handschellen" und so geht´s halt weiter.
Interessant finde ich, dass der Trend in .de wohl hin zur Scharnierhandschelle geht (siehe Bonowi Trilock)
Nach einigem Übelegen und Vergleichen finde ich fast nur Vorteile bei den Scharnierhandschellen:
+ weniger Angriffsmöglichkeit für Werkzeuge (aka "Bolzenschneider")
+ Selbstbefreiung selbst mit Schlüssel je nach Anlegweise sehr schwierig bis unmöglich
+ Kontrolle ähnlich einer Abführzange möglich (bei Fesselung nur einer Hand)
+ weniger Bewegungsfreiheit (Greifen/Benutzen von Waffen, Werkzeugen etc.)
+ Möglichkeit für "starre Fessel" (Hiatts Ultimate, Bonowi Trilock)
...eigentlich viele Gründe, auf "die Kette" zu verzichten, oder?
Gruß
EdelStahl |
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alexander
Anmeldungsdatum: 28.04.2004 Beiträge: 212 Wohnort: Sachsen
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Verfasst am: Fr Jun 16, 2006 10:10 pm Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Enris hat folgendes geschrieben: |
EdelStahl hat folgendes geschrieben: | Warum stellen/stellten Hagge/Reher/Lips und die ehem. DDR fast nur Scharniermodelle her und bieten Ketten-Varianten eher nur "nebenbei" an? Bei anderen Herstellern (Clejuso, S&W etc.) ist das eher umgekehrt, da zählen die Scharniermodelle zu den "Exoten".... |
Darüber kann man letztlich nur spekulieren. Lips hat früher auch Kettenmodelle gebaut, die ziemlich den frühen Peerless (Anfang 20. Jh.) ähneln. Wie unimuc schon erwähnt hat, scheint es sich jetzt wohl nur noch um einen Hersteller zu handeln (Hagge ist m.W. der Reher-Nachfolger nach Schwarz).
Das Design in der DDR - ebenfalls meine Spekulation - wollte sich wohl von dem abheben, was im "Westen" gemacht wurde. Ich halte es für durchaus legitim, etwas lieber selbst zu entwickeln, anstatt es einfach nur zu kopieren.
Enris |
Ich glaube eher, dass man in der DDR einen Konstrukteur beauftragt hat, eine zeitgemäße Handschelle zu entwerfen. Und dieser hat, wie Edelstahl und unimuc schon vermuten, einen Vorgänger als Muster genommen, und dieses weiter entwickelt. Dabei ist doch kein schlechtes Modell herausgekommen : Das (offene) Logo unseres Forum`s zeigt es doch! Da muß man nicht unbedigt nach dem "Westen" schielen, um eigene Ideen umzusetzen.
Außerdem frage ich mich: Brauchen die Sicherheitsorgane eines Landes dutzende Modelle von Handschellen? Das ist doch auch eine Frage des Aufwandes, und damit die des Steuerzahlers.
Alexander |
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Enris
Anmeldungsdatum: 31.08.2004 Beiträge: 6413 Wohnort: SWP
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Verfasst am: So Jun 18, 2006 7:45 am Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo auch,
alexander hat folgendes geschrieben: | Ich glaube eher, dass man in der DDR einen Konstrukteur beauftragt hat, eine zeitgemäße Handschelle zu entwerfen. |
Hatte ich ja so beschrieben (muss mich deutlicher ausdrücken oder so schreiben, dass man langsamer liest ... ). Allerdings dachte ich dabei nicht an "einen" Konstrukteur, sondern eine Gruppe, denn m.W. durfte einer "alleine" ja keine Ideen haben, nicht mal gute . Aber das ist ein historisches Detail.
alexander hat folgendes geschrieben: | einen Vorgänger als Muster genommen, und dieses weiter entwickelt. |
Also doch keine Eigenentwicklung? Weiterentwicklungen sind vollkommen üblich - auch im Handschellengeschäft. Notwendig war diese Entwicklung allemal, wenn man die häufigen Schließfehler bei dem Zwischenmodell (oft fälschlich als "Hochsicherheitsmodell" bezeichnet) beachtet.
alexander hat folgendes geschrieben: | Dabei ist doch kein schlechtes Modell herausgekommen : Das (offene) Logo unseres Forum`s zeigt es doch! Da muß man nicht unbedigt nach dem "Westen" schielen, um eigene Ideen umzusetzen. |
Mal umgekehrt gefragt: Was hätten die denn als Vorlage nehmen sollen ?
alexander hat folgendes geschrieben: | Außerdem frage ich mich: Brauchen die Sicherheitsorgane eines Landes dutzende Modelle von Handschellen? |
Das ist wohl eine politische Sache: Durch die Föderalismusdiskussion kommt an die Oberfläche, was sonst hinter verschlossenen Türen (oder sagt man beim Kasperletheater verschlossener Vorhang ?) abläuft. Jeder muss bloß sein eigenes Süppchen kochen, ob's schmeckt oder nahrhaft ist, spielt keine Rolle. So lange im Landtag/Senat alle am Süppchen rühren, glaubt der Bürger, dass etwas getan wird. Würde man etwas Bewährtes übernehmen, statt das Rad immer neu zu erfinden, würde man sich ja seiner Legitimation berauben. So einfach ist das.
alexander hat folgendes geschrieben: | Das ist doch auch eine Frage des Aufwandes, und damit die des Steuerzahlers. |
Das hat die Politik noch nie geschert oder zahlst du irgendwo für etwas weniger, obwohl es einfacher und vielleicht auch besser geworden ist ?
Viel Vergnügen
Enris |
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EdelStahl
Anmeldungsdatum: 25.03.2006 Beiträge: 245 Wohnort: München
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Verfasst am: So Jun 18, 2006 11:47 am Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo,
Enris hat folgendes geschrieben: |
alexander hat folgendes geschrieben: | Außerdem frage ich mich: Brauchen die Sicherheitsorgane eines Landes dutzende Modelle von Handschellen? |
Das ist wohl eine politische Sache: Durch die Föderalismusdiskussion kommt an die Oberfläche, was sonst hinter verschlossenen Türen (oder sagt man beim Kasperletheater verschlossener Vorhang ?) abläuft. Jeder muss bloß sein eigenes Süppchen kochen, ob's schmeckt oder nahrhaft ist, spielt keine Rolle.
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Naja, wäre es besser, nur noch einen Hersteller oder Typ zu haben? Quasi die "deutsche Standardhandschelle Typ 0815/4711"? Vermutlich wäre das Teil dann gross, schwer, kompliziert, teuer und würde dennoch nicht allen Wünschen/Belangen der entspr. Behörden entsprechen. (Wenn man sich mal eine "Kombination" aus den gängigen Modellen vorstellt, muss das irgendeine Mischung aus Clejuso 100er und 10er, Hagge, DDR, S&W, Hiatt usw. werden - so gut wie unmöglich!)
Gruß
EdelStahl |
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Klaus
Anmeldungsdatum: 30.06.2004 Beiträge: 968 Wohnort: alte Vulkanschlote in der Nähe
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Verfasst am: Mo Jun 19, 2006 7:46 pm Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo
EdelStahl hat folgendes geschrieben: |
Naja, wäre es besser, nur noch einen Hersteller oder Typ zu haben? |
Nicht wirklich, weil es da auch noch unterschiedliche Anwendungsbereiche gibt. Nimm zum Bleistift mal die Clejuso 15 fuer Verhaftungen oder die Hiatts Speedcuff fuer die Zufuehrung zu Gerichtsprozessen.
Gruss
Klaus |
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unimuc
Anmeldungsdatum: 24.04.2004 Beiträge: 4298 Wohnort: München
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Verfasst am: Di Jun 20, 2006 4:44 am Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hi,
alexander hat folgendes geschrieben: | Außerdem frage ich mich: Brauchen die Sicherheitsorgane eines Landes dutzende Modelle von Handschellen? Das ist doch auch eine Frage des Aufwandes, und damit die des Steuerzahlers. |
Na in sozialistischen Staaten nicht, drum gab's in der DDR ja auch nur ein Modell (also von Veraenderungen ueber die Zeit mal abgesehen) Aber in einer Marktwirtschaft stellt ja nicht der Staat vom Geld der Steuerzahler Handschellen her, sondern er kauft einfach welche. Moeglicherweise mit einer Bevorzugung inlaendischer Hersteller (wobei das das EU-Recht sicher irgendwie verbietet) aber im Wesentlichen nach Modellangebot und Preis. In der Theorie sollte das fuer Wettbewerb und damit niedrigere Preise sorgen, und das Anbieten mehrerer Modelle muesste heissen, dass der Markt das so will
Klar koennte Clejuso z.B. den Hochsicherheitsmarkt einfach Hiatts und Peerless ueberlassen, dass sie es nicht tun heisst wohl, dass sie denken, damit mehr Gewinn machen zu koennen. Das kostet aber erst dann unsere Steuergelder wenn sie daran pleite gehen und die ehemaligen Arbeitnehmer Sozialhilfe bekommen, oder wenn Clejuso es schafft seine "besseren" HS-Produkte teurer zu verkaufen als es die der Konkurrenz gewesen waeren (hm, mir ist so als wuerden sie das wirklich schaffen...). Oder wenn Clejuso staatlich subventioniert wuerde, das ist m.W. aber zumindestens offiziell nicht der Fall
Dass der Markt da wirklich auf die Modelle Einfluss hat merkt man ja z.B. bei den nicht gespiegelten Schellen, entworfen wurde die 19R von jemandem der wusste wie man anstaendige Handschellen baut, aber dann hat sich gezeigt dass man auch das billiger herzustellende ungespiegelte Modell los wird und dabei offenbar weniger Kunden verliert als man Geld einspart. Oder das zumindestens glaubt Umgekehrt fuehlte sich ASP genoetigt nach massiver Kritik an ihrem neuen Modell etwas am Schloss zu veraendern, gebracht hat's zwar wohl auch nichts aber man sieht nen Unterschied und kann es "verbessert" nennen...
In Laendern in denen die Behoerden im wesentlichen von einem Hersteller kaufen (das Gefuehl habe ich z.B. in Holland, kann es mir auch gut in Frankreich vorstellen) und dessen Umsatz damit gesichert ist, gibt es wohl weniger Innovation, weil warum ohne Konkurrenz? Von daher finde ich es gut, dass es viele Hersteller gibt und die sich jeweils auch mit verschiedenen Modellen Konkurrenz machen. So erhoffe ich mir z.B. auch davon, dass mit Hagge jetzt evtl. ein zweiter Hersteller eine "Handfessel, geschlossen" nach der entsprechenden Richtlinie fertigen will, dass einer von beiden dann auch mal voran macht, aus Angst der andere wuerde sonst den ganzen Kuchen bekommen. Aber das ist vielleicht dann doch etwas zu kapitalistisch-optimistisch
Unimuc
...ein Gespenst geht um im Handschellenforum... |
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Enris
Anmeldungsdatum: 31.08.2004 Beiträge: 6413 Wohnort: SWP
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Verfasst am: Sa Jun 24, 2006 2:01 pm Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo auch,
EdelStahl hat folgendes geschrieben: | Naja, wäre es besser, nur noch einen Hersteller oder Typ zu haben? Quasi die "deutsche Standardhandschelle Typ 0815/4711"? |
Was sollen wir Sammler dann machen ?
Nee, Konkurrenz belebt das Geschäft (in Anlehnung an unimux Ausführungen). So bleibt (unter der Annahme eines freien Marktes) gewährleistet, dass sich gute = brauchbare und sichere Modell durchsetzen und der Endverbraucher das Produkt erhält, dass er nach seinem individuellen Bedürfnis als bestes meint.
Der freie Markt erfährt jedoch seine Grenzen durch zentrale Beschaffung und die dahinterstehenden offiziellen und individuellen Interessen. Ein weiterer Aspekt des "unfreien" Markts: Angeblich wurde in manchen Ländern Polizeiangehörigen untersagt, sich selbst beschaffte Handschellen zu verwenden.
Zurück zu den Kundenbedürfnissen: Ein einziges Modell kann nicht alle Kundenbedürfnisse in gleichem Maße befriedigen. Es gibt ein Sprichwort: Allen Leuten Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Da man die Kundenbedürfnisse nicht auf bloß technische Aspekte reduzieren kann, sondern auch Produktimage u.ä. berücksichtigen muss, kann es niemals nur ein Modell von einem Hersteller geben.
Viel Vergnügen
Enris |
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Klaus
Anmeldungsdatum: 30.06.2004 Beiträge: 968 Wohnort: alte Vulkanschlote in der Nähe
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Verfasst am: So Jun 25, 2006 2:00 pm Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hallo Enris,
Enris hat folgendes geschrieben: | Angeblich wurde in manchen Ländern Polizeiangehörigen untersagt, sich selbst beschaffte Handschellen zu verwenden. | Das hatte ich aus dem Mund eines Polizisten in Heibronn gehoert. Hatte ich glaub ich schon geschrieben, dass die inzwischen die ausgegebenen Clejuso (mittelalt) zu verwenden haben, auch wenn er Smith&Wesson besser findet, die sich der eine oder andere Kollege frueher privat besorgt hatte. Vielleicht ist die Clejuso ja als offiziell unschaedlich klassifiziert
Gruss
Klaus |
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EdelStahl
Anmeldungsdatum: 25.03.2006 Beiträge: 245 Wohnort: München
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Verfasst am: So Jun 25, 2006 3:30 pm Titel: Re: Scharnier oder Kette? |
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Hi,
Klaus hat folgendes geschrieben: |
Das hatte ich aus dem Mund eines Polizisten in Heibronn gehoert. Hatte ich glaub ich schon geschrieben, dass die inzwischen die ausgegebenen Clejuso (mittelalt) zu verwenden haben, auch wenn er Smith&Wesson besser findet, die sich der eine oder andere Kollege frueher privat besorgt hatte. Vielleicht ist die Clejuso ja als offiziell unschaedlich klassifiziert
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Oder:
In den Anforderungen steht was von "Double-Lock muss ohne Schlüssel möglich sein" oder "die vor 20 Jahren beschafften Schlüssel müssen auch noch bei neu beschafften Modellen passen" etc.
Clejuso hat ja für Bayern eine eigene Serie aufgelegt, weil die Polizei Bayern darauf bestand, dass auch ältere Clejuso-Schlüssel noch passen müssen. Somit haben auch die akt. "Bayern-Clejusos" keinen Dorn im Schloss, so dass der uralte Vollschlüssel dort noch passt. Macht ja auch Sinn, denn man sollte schon davon ausgehen können, dass ein Polizist eine von einem anderen Polizisten angelegte Handschelle mit seinem Schlüssel öffnen kann.
Gruß
EdelStahl |
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