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Arrestantenlähmung - Wartenberg-Syndrom

 
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sononso



Anmeldungsdatum: 23.12.2011
Beiträge: 123
Wohnort: Raum BS-MD

BeitragVerfasst am: Di Aug 28, 2012 10:55 pm    Titel: Arrestantenlähmung - Wartenberg-Syndrom Antworten mit Zitat

Im Rahmen eines Beitrages hier (GANZ BEISPIELHAFT FÜR DIE Problematik) empfahl Enris, doch unter Tipps und Tricks hier im Forum noch einmal gesondert auf die Risiken und Vorsichtsmaßregeln hinsichtlich der Arrestantenlähmung, auch Wartenberg Syndrom genannt, hinzuweisen.

Dem komme ich gerne nach, zudem „hier“ durchaus häufig (häufiger als in der „Wirklichkeit“) Fesselungen vorkommen dürften.

Bei erstem Kribbeln oder Taubheitsgefühlen sollte, um es gleich einmal ganz deutlich auszudrücken, umgehend der Druck auf die Haut (und den Nerven darunter) beendet werden. Schluß mit dem Spielchen!


Am besten ist es natürlich, jede Schädigung im Vorhinein zu verhüten und langen oder starken Druck gar nicht erst entstehen zu lassen.

Geschädigte Nerven regenerieren sich leider nicht immer vollständig.

Meines Erachtens ist jede Durchblutungsförderung, sofern sie nicht weiter den Nerven schädigt, aber eher förderlich.in der Wikipedia wird eine Ruhigstellung des betroffenen Armes/Handgelenks geraten.
Mit hochdosierten Vitamingaben wird gelegentlich versucht, eine Regeneration zu unterstützen.

Übrigens ist die Taubheit vor allem des Daumens daher rührend, daß dieser Anteil des Nervus radialis (Speichennervs) eben den Daumen und den Zeige- und Mittelfinger innerviert (mit Nervensignalen versorgt). Leider verläuft der Nerv so, daß er "gerne" bei Handschellenfesselungen oder anderen Fesselungen Druck bekommt und so geschädigt wird.

Ich merke an, daß weder das Wissen noch das Alter vor Torheit schützen; unlängst habe auch ich mir eine vorübergehende Schädigung zugezogen, als verschiedene Rückhalte-Einrichtungen im durchaus zweckdienlich, stil- und ausbruchssicher ausgestatteten Keller eines Bekannten an mir ausprobiert wurden. Nachdem ich mich beim „Ausprobieren“ nach Kräften (im Rahmen meines Gewichtes von knapp 70 kg) gegen das Fesseln und „Aufziehen“ der Arme gewehrt hatte, spürte ich trotz oder vielleicht gerade aufgrund recht weit verpasster Fesseln (den genauen Typ benenne ich absichtlich nicht, denn es wäre wahrscheinlich mit jeder Fessel irgendwann so weit gewesen) recht bald ein Taubwerden des Daumens, vor allem im Außenbereich.

Sogleich brach ich die „Gegenwehr“ ab, „ergab“ mich in die Situation und informierte auch mein Gegenüber, wieso. Natürlich praktizierte ich eine sofortige Druckentlastung, was aufgrund der weiten Fesseln auch problemlos möglich war und massierte , wenn auch weiterhin noch gefesselt und gestreckt stehend, den Druckbereich.
Ein Gefühl wie elektrische Impulse im Daumen beim Reiben an der Druckstelle bestätigte mir, daß ich es wohl zu weit getrieben hatte. Dabei war es sicher nicht die Dauer des Druckes, sondern vor allem die (selbstfabrizierte) Stärke des Druckes unterhalb des Handgelenks, daumenseitig. Zum Glück konnte ich der Erprobung der Einrichtung trotz des Zwischenfalls noch weiter wie geplant unterzogen werden.

Für ca. eine Woche hatte ich danach vor allem bei jedem Händewaschen das Gefühl von Taubheit und „elektrischer Schläge“ im Daumen.

Dieses ist lediglich ein leichtes, ein Anfangsbild der Arrestantenlähmung, weitaus schlimmere Ausprägungen kommen sicherlich gelegentlich vor, wenn die Gefesselten nicht auf das Eintreten von Symptomen aufmerksam machen – oder machen können (oder sich bei Selbstfesselung nicht sogleich Druckentlastung verschaffen können).

Es lohnt sich, von beiden Seiten darüber zu sprechen und sich der Risiken bewußt zu sein, um bei Frühzeichen sogleich reagieren zu können.

Wie kann man die Arrestantenlähmung verhindern?

Natürlich dadurch, gar nicht erst zu fesseln. Das ist aber „hier“ wohl teilweise eher nicht das angestrebte Ziel.

Gute Kenntnisse der Risiken und Warnzeichen auf beiden Seiten können Komplikationen verhüten. Ein Austausch vorher und "währenddessen" ist m.E. hilfreich.

Starker und/oder langer Druck an den Unterarmen und Handgelenken sowie starker und/oder langer Zug an den Handfesseln sollte vermieden werden. Besser geeignet für „Aufziehen“ wären sowieso gepolsterte Ledermanschetten, möglichst mit Haltegriff; auch hier bleibt ein Risiko, wenn auch ein geringeres.

Bei ersten Warnzeichen sollte umgehend informiert werden und das „Spiel“ sollte unterbrochen werden, wenigstens sollte umgehend Druckentlastung praktiziert werden.

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Nachfolgend zitiere ich für Euren Komfort die [url]Wikipedia[/url], um nicht das Rad erneut zu erfinden, trotz der fachlichen Terminologie.

-------------------------------------------------

Die Arrestantenlähmung ist eine neurologische Folge einer Fesselung des Handgelenks oder Oberarms.

Medizinisch betrachtet handelt es sich um eine Lähmung des Mittelarmnervs (Nervus medianus) oder des Speichennervs (Nervus radialis, → Radialislähmung). Sie äußerst sich zumeist in einem Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Fingern, Hand oder Arm.

Ihren Namen verdankt die Arrestantenlähmung der Tatsache, dass sie häufig bei Personen auftritt, die von der Polizei mit Handschellen gefesselt worden sind. Bei sachgemäßer Anwendung der Handschellen sollte sie für gewöhnlich nicht auftreten. Meist ist sie Folge einer zu engen oder zu langen Fesselung.

Oft gehen die Beschwerden nach einigen Stunden oder Tagen zurück. In manchen Fällen kann es jedoch auch zu dauerhaften Schäden kommen.

Betroffene sollten im Zweifelsfall einen Neurologen aufsuchen. Auch unter dem Gesichtspunkt einer möglichen Strafanzeige gegen Verantwortliche (z. B. Polizeibeamte) ist es sinnvoll, sich die Arrestantenlähmung ärztlich attestieren zu lassen.

Wartenberg-Syndrom
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Klassifikation nach ICD-10
G56.3 Läsion des N. radialis
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Unter dem Wartenberg-Syndrom, auch Cheiralgia paraesthetica genannt, versteht man ein Nervenkompressionssyndrom mit Gefühlsstörungen der streckseitigen (dorso-ulnaren) Daumenseite, der Streckseite des Zeigefingerbereiches sowie in dem ersten Intermetacarpalraum. Benannt ist das Wartenberg-Syndrom nach Robert Wartenberg, der es in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erstmals beschrieben hat.

Ursache

Die häufigste Ursache für das Wartenberg-Syndrom ist eine Druckschädigung der sensiblen Anteile (Ramus superficialis) des Nervus radialis. Ursache der Druckschädigung können beispielsweise zu enge Uhrenbänder, Armbänder, Gipsverbände oder Handschellen (daher auch die weitere Bezeichnung des Syndroms als Arrestantenlähmung oder Fesselungslähmung) sein. In Fallserien zeigte sich, dass ein Teil der Fälle mit einem Diabetes mellitus assoziiert ist. Bei einem weiteren Teil der Fälle konnte eine starke Beanspruchung des Handgelenkes bei der Arbeit festgestellt werden. Auch lokale Traumata an der daumenseitigen Kante des unteren Unterarmes, wie sie bei Schlag- oder Schnittverletzungen zustande kommen, können zu einer Schädigung des Nerven führen.

Diagnose

Für die Diagnose hinweisend sind die bereits beschriebenen klinischen Symptome. Hoffmann-Tinel Zeichen positiv. Der Finkelstein-Test kann positiv sein, ist aber nicht pathognomonisch für diese Krankheit. Die Elektroneurografie zeigt Zeichen einer Schädigung des Ramus superficialis, sie dient ebenfalls dazu differentialdiagnostisch das Karpaltunnelsyndrom oder weitergehende Schäden des Nervus radialis auszuschließen.

Wenn die Beschwerden des Wartenberg-Syndroms sich auf Schmerzen beschränken und keine Gefühlsstörungen auftreten, ähneln die Symptome der Tendovaginitis stenosans de Quervain oder das Intersektionssyndrom, die ebenfalls in die Überlegungen zur Differentialdiagnose einbezogen werden muss.
Therapie

Primär kann eine konservative Therapie mit kurzzeitiger Ruhigstellung auf dorsaler Unterarmgipsschiene, der Einsatz von NSAR und lokale Steroidinjektionen versucht werden.
Siehe auch

* Radialislähmung

Literatur

* Bernhard Weigel Praxisbuch Unfallchirurgie Springer ISBN 3540411151
* Christian Bischoff Das EMG-Buch: EMG und periphere Neurologie in Frage und Antwort Thieme ISBN 3131103426
* M. Mumenthaler, H. Schliack, M. Stöhr: Läsionen peripherer Nerven und radikuläre Syndrome. 7. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1998. ISBN 3-13-380207-0

Einzelnachweise

1. ↑ M. Mumenthaler, H. Schliack, M. Stöhr: Läsionen peripherer Nerven und radikuläre Syndrome. 7. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1998. S.306
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Enris



Anmeldungsdatum: 31.08.2004
Beiträge: 6413
Wohnort: SWP

BeitragVerfasst am: Mi Aug 29, 2012 6:56 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo auch,

klasse Beitrag, Hut ab Applause! Mir gefällt vor allem, dass du auch eigene Erfahrung mit eingebracht hast.

Schönen Gruß
Enris
_________________
2023
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sononso



Anmeldungsdatum: 23.12.2011
Beiträge: 123
Wohnort: Raum BS-MD

BeitragVerfasst am: Mi Aug 29, 2012 8:12 pm    Titel: Danke Antworten mit Zitat

@ Enris,

herzlichen Dank.
Aber die Anregung hast Du ja selber gemacht.

Dir auch dafür herzlichen Dank.


Im selfbondageforum gab es zu diesem Thema, das ich praktischerweise auch dort eingestellt habe, einen so knappe und treffenden Beitrag, daß ich ihn hier nicht vorenthalten möchte:

joma hat folgendes geschrieben:
Oder wie von mir an anderer Stelle schon beschrieben wenn es kriebelt , könnte eine Nerven quetschung vorliegen und nicht

wie viele glauben ein Blutstau !! Mich kostete dieser Irrglaube das Gefuehl in zwei Fingern


@ Joma,

ideal kurz ausgedrückt und sehr eindrücklich!
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jail



Anmeldungsdatum: 01.09.2012
Beiträge: 988
Wohnort: nahe Helmstedt

BeitragVerfasst am: Mi Jun 29, 2016 11:21 pm    Titel: Leider klassisches Beispiel Antworten mit Zitat

Hier

http://www.handschellenforum.de/forum/viewtopic.php?t=6624&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=

ein klassisches Beispiel.

Wer den Thread ganz durchliest, erfährt aus erster Hand, wie sich so etwas anfühlt.

Gute Besserung !!!
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