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stgt81m



Anmeldungsdatum: 07.12.2005
Beiträge: 98
Wohnort: BW

BeitragVerfasst am: Fr Apr 27, 2007 11:02 am    Titel: Angesichts solcher Nachrichten ... Antworten mit Zitat

http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2007/04/26/polizistin-heilbronn-erschossen/hinrichtung-kopfschuss.html

... frage ich mich, warum die Polizei hierzulande nicht langsam wie die Amerikanische Polizei bei Kontrollen handelt. Jeder zu kontrollierende Person erst mal Handschellen anlegt.

Der Täter hat angeblich auch die Handschellen mitgenommen. Hat jemand eine Ahnung, was er damit anfangen möchte (sind im Laden ja nicht so teuer)? Haben die der Polizei eine Seriennummer, so das man sie bei einem Auffinden zuordnen kann? Die der Polizei sind ja anscheinend anders, als die Clejuso No.12 die man als Privatperson im Laden erwerben kann. Was sind die genauen Unterschiede?
- Schlüssel -> Pin statt einer Mulde
- ... ???
Kann ich mit meinem privaten Schlüssel, die der Polizei öffnen (wenn auch fummelig)?
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Enris



Anmeldungsdatum: 31.08.2004
Beiträge: 6413
Wohnort: SWP

BeitragVerfasst am: Fr Apr 27, 2007 3:56 pm    Titel: Re: Angesichts solcher Nachrichten ... Antworten mit Zitat

Hallo auch,

stgt81m hat folgendes geschrieben:
... frage ich mich, warum die Polizei hierzulande nicht langsam wie die Amerikanische Polizei bei Kontrollen handelt. Jeder zu kontrollierende Person erst mal Handschellen anlegt.

Die Idee wurde vor kurzem erst diskutiert, schau mal in diesen Thread, da gibt es viel zu lesen.

In Heilbronn ist eine furchtbare Tragödie geschehen. Zwei junge Beamte wurden niedergeschossen, eine Beamtin ist tot, einer schwer verletzt. Eine solche Tat ist ein Schock für die Angehörigen, die Freunde und die Kollegen der Opfer; auch die Öffentlichkeit ist entsetzt. In der Umgebung dieser Leute ist nichts mehr, wie es war. Es wird auch nicht mehr so werden.

Wie sicher ist man als Polizeibeamter noch in Deutschland? Ist es notwendig, dass wir für die Sicherheit der Polizei Unschuldsvermutungen und Freiheitsrechte aufgeben?

Die Aufgabe der Polizei ist es - abstrakt gesehen - die Bösen von den Guten fernzuhalten. Irgendwo muss man die Linie zwischen Gut und Böse ziehen. Dabei gibt es immer die Wahrscheinlichkeit, einige Gute den Bösen zuzuordnen und einige Böse den Guten.

Um möglichst viele Böse zu erwischen, könnte man die Linie weit auf der Seite der Guten ziehen. Jede Menge guter Leute geraten dann aber unter Generalverdacht - was aber im Widerspruch steht zu unseren Rechten.

Auch in den Vereinigten Staaten gibt es Handschellen nur bei konkretem Verdacht, nicht bei einer Personenkontrolle. Aber: Bei einer Personenkontrolle kontrolliert ein Beamter, der andere sichert. Polizisten in den Vereinigten Staaten sind zumindest im städtischen Bereich mit einer Häufigkeit und Vielfalt an Gewalt konfrontiert, wovon wir Alpträume bekämen.

stgt81m hat folgendes geschrieben:
Der Täter hat angeblich auch die Handschellen mitgenommen. Hat jemand eine Ahnung, was er damit anfangen möchte (sind im Laden ja nicht so teuer)?

20-30 Euro gespart sind 20-30 Euro gespart. Was jemand spezielles mit Handschellen anfangen möchte, damit bin ich überfragt. Allgemein gesehen könnte ich fast schon ein Essay darüber schreiben ...

Ich vermute mal, der Täter hat sie wie die Waffen als Trophäen mitgenommen.

stgt81m hat folgendes geschrieben:
Haben die der Polizei eine Seriennummer, so das man sie bei einem Auffinden zuordnen kann?

In jedem Bundesland werden andere Handschellen ausgegeben. Sollten in Baden-Württemberg Smith&Wesson verwendet werden und die Seriennummer wurde auch notiert, ist eine Zuordnung unproblematisch.

Bei den Waffen wird es so gehandhabt, zudem sollte aus dem Erstbeschuss auch ein Projektil zum Vergleich vorliegen; aber dafür bin ich kein Experte.

stgt81m hat folgendes geschrieben:
Die der Polizei sind ja anscheinend anders, als die Clejuso No.12 die man als Privatperson im Laden erwerben kann.

Nein. Es sind exakt die gleichen. Ich habe Dutzende diverser Handschellen, manche aus Polizeibeständen, es gibt keine Unterschiede zwischen den freiverkäuflichen und den von der Polizei zentral eingekauften Handschellen.

stgt81m hat folgendes geschrieben:
Kann ich mit meinem privaten Schlüssel, die der Polizei öffnen (wenn auch fummelig)?

Wenn du die Schlüssel zu dem gleichen Modell hast, ist das problemlos. Allerdings brauchen Profis keinen Schlüssel, eine Stecknadel kann genügen. Bei vielen Clejuso-Modellen geht es ganz ohne Werkzeug, wenn die Handschellen nicht gesichert sind.

Viel Vergnügen
Enris
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Klaus



Anmeldungsdatum: 30.06.2004
Beiträge: 968
Wohnort: alte Vulkanschlote in der Nähe

BeitragVerfasst am: Fr Apr 27, 2007 4:29 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Auch Betroffenheit meinerseits, weil mir die Heilbronner Gegend nun doch auch ein klein wenig bekannt ist.

Laut einem Polizisten, den ich letztes Jahr vor der Kilianskirche auf Handschellen
angesprochen hatte, werden diese zentral ausgegeben, nur diese sind zu benutzen,
ein etwas aelteres Edelstahlmodell von Clejuso. Ich schrieb schon mal was dazu.

Gruss

Klaus
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stiefels



Anmeldungsdatum: 17.08.2006
Beiträge: 170
Wohnort: Ba-Wü (Nähe HN)

BeitragVerfasst am: Fr Apr 27, 2007 10:49 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

Bei uns in der Region ist der Polizistenmord momentan DAS Topthema schlechthin. Sicherlich auch, weil es in der provinziellen Gegend (zum Glück!!!) die Normalität sprengt.

Trotzdem würde ich mir keine amerikanischen Verhältnisse wünschen, bei denen jede zu überprüfende Person erstmal geschellt wird.

Ausserdem: Es steht die Vermutung im Raum, dass die beiden Polizisten absichtlich in eine Falle gelockt wurden. Wenn das der Fall ist, dann hilft die amerikanische Methode auch nicht wirklich weiter. Jemand der es kaltblütig auf Mord anlegt und diesen im Vorfeld plant, der wird immer eine Möglichkeit finden, sein Ziel zu erreichen. Beispielsweise müsste sonst ja auch jeder, der die Polizei zu Hilfe ruft auch erst einmal präventiv verhaftet werden.
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Doc Brown



Anmeldungsdatum: 08.06.2005
Beiträge: 2384
Wohnort: Bayern

BeitragVerfasst am: Sa Apr 28, 2007 12:20 am    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Forum’ler!

Auch mich macht das Verbrechen sehr betroffen, weil hier ein hohes Maß an Brutalität sichtbar wird.
So wie es jetzt aussieht, scheint es ja fast schon eine „Hinrichtung“ gewesen zu sein. Vielleicht aber auch deshalb weil ich einige Jahre in HN gelebt habe und mir die Bilder und Lokalität sehr vertraut sind.

Auch wenn’s grenzwertig off-topic wird, doch ein paar Gedanken dazu.

Für mich ist sehr überraschend, daß hier eine Stadt mit über 100 TSD Einwohnern fast hermetisch abgeriegelt wird und das öffentliche Leben dadurch weitgehend zum Erliegen kommt. Ich kann mich nicht erinnern, daß bei vergleichbaren Verbrechen (Banküberfällen etc.) schon mal auf diese Weise reagiert wurde. (??)
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier der Staat Stärke demonstrieren möchte, möglicherweise auch um zu sehen, wie die Bevölkerung auf derartige Polizeimaßnahmen reagiert und wie weit er mit Polizeimaßnahmen gehen kann.
Soweit hier aus dem Süden erkennbar, scheint es daran allerdings keinerlei Kritik zu geben…


Personenkontrollen mit gezogener Waffe nach US-Vorbild halte ich nicht für eine sonderlich gute Idee.
Wer das einmal erlebt hat, kennt das „ungute“ Gefühl.
Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis ein nervöser Polizistenfinger einen Schuß auslöst, weil die zu überprüfende Person eine „verdächtige Handlung“ gemacht hat.
Für mich wird der Widerspruch zwischen per definitionem verdächtigen (damit auch schuldigen?) Bürgern und einem sehr laxen Umgang mit erwiesenermaßen schuldigen Verbrechern (vgl. Mederakes Dachaktion) immer größer.

Ich erinnere mich gut an ein sehr mulmiges Gefühl, als mich die „Freunde in Grün“ spät nachts über gut 8 km in konstantem Abstand verfolgten und erst kurz vor meiner Wohnung wieder abdrehten, wohl nachdem sie meine Daten überprüften.
Ob das noch so sein würde, wenn Herrn Innenministers online Bespitzelungsaktionen persönliche Daten über postings im HS-Forum vorweisen, oder auch den Kauf von HS oder Öffnungswerkzeuge für Schlösser belegen, wage ich zu bezweifeln.
(Ich erinnere hier an die morgendliche Durchsuchungsaktion wegen billiger Spielzeughandschellen, weil ein ähnliches Modell bei einem Verbrechen Verwendung fand, wie hier im Foum zu finden ist.)

Für mich ist es leider nur noch eine Frage der Zeit, bis unsere HS nur noch gegen Weitergabe der Adresse an Sicherheitsinstitutionen oder ausschließlich an Personen dieser Einrichtungen abgegeben werden… Crying or Very sad

Doc Emmet Brown
_________________
Game over.
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Jester



Anmeldungsdatum: 02.05.2004
Beiträge: 116

BeitragVerfasst am: Sa Apr 28, 2007 9:05 am    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Doc,

Doc Brown hat folgendes geschrieben:
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier der Staat Stärke demonstrieren möchte, möglicherweise auch um zu sehen, wie die Bevölkerung auf derartige Polizeimaßnahmen reagiert und wie weit er mit Polizeimaßnahmen gehen kann.


Angesichts dessen, was unsere Herren Politiker auf Bundes- und Landesebene in Sachen innere Sicherheit so tagtäglich ablassen, bin ich langsam aber sicher geneigt, Dir zuzustimmen.

Zitat:
Soweit hier aus dem Süden erkennbar, scheint es daran allerdings keinerlei Kritik zu geben…


Vgl. in ähnlichem Zusammenhang diesen TP-Artikel und diesen Kommentar dazu.

Zitat:
Personenkontrollen mit gezogener Waffe nach US-Vorbild halte ich nicht für eine sonderlich gute Idee.
Wer das einmal erlebt hat, kennt das „ungute“ Gefühl.
Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis ein nervöser Polizistenfinger einen Schuß auslöst, weil die zu überprüfende Person eine „verdächtige Handlung“ gemacht hat.


Obschon ganz braver Bürger, hab ich da auch schon Einiges erlebt, einschließlich bei der Fahrzeugkontrolle am hellichten Tag in Stereo durch die Seitenfenster gehaltenen MPs wg. Fahndung nach zwei geflüchteten Schwerverbrechern. Auch nett: Geburtstagsfeier, Nachbarn rufen wegen zu lauter Musik gegen Mitternacht die Polizei. Als es an der Tür klingelt, hält der (nicht mehr ganz nüchterne, aber nicht sinnlos betrunkene, nicht aggressive und nicht mit Bodybuilder-Maßen ausgestattete) Wohnungsinhaber das Auftreten der Herren in Grün für etwas überzogen. Auf eine entsprechende Bemerkung guckt er direkt in die Mündung einer 9-Millimeter, und der Beamte hintendran erklärt "Ich fühle mich bedroht." Beides ein gutes Stück vor 2001 passiert...

Zitat:
Für mich ist es leider nur noch eine Frage der Zeit, bis unsere HS nur noch gegen Weitergabe der Adresse an Sicherheitsinstitutionen oder ausschließlich an Personen dieser Einrichtungen abgegeben werden…


Wie soll man sowas nennen? Stasi-Reflex? Totalitärer Reflex? Im gleichen dpa-Artikel, der die neuen Spuren in Richtung organisierte Rauschgiftkriminalität als Hauptermittlungsroute nennt, kommt Wolfgang Speck, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) zu Wort: Der fordert eine Vereinheitlichung der Waffenregister mit erleichterter Zugriffsmöglichkeit auf die Daten durch die Polizei. Ja, nee, is klar, Mafiosi beantragen ja auch brav Waffenbesitzkarten und halten sich auch sonst an die Vorschriften.

Grüße
Jester
_________________
Besser ein geistreicher Narr als ein närrischer Geist
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freak



Anmeldungsdatum: 18.08.2006
Beiträge: 241
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: So Apr 29, 2007 6:47 am    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke mal, die beiden Polizisten hatten keine Chance.
Mein Mitgefühl den Angehörigen!

Solange diese Beamten Überstunden ohne Ende schieben und teilweise schlecht ausgerüstet sind, kann man solche Taten von Profi-Killern leider nicht verhindern.

Ich wünsche mir keine amerikanischen Verhältnisse, wenn z.B. eine Oma in Handschellen abgeführt wird, weil sie auf dem Highway zu langsam fuhr...

Ich fürchte auch, dass der Bundes-Rolli-Minister mit Eingriffen in unser aller Recht übertreibt!

Mehr Polizei, mehr Präsenz = mehr Sicherheit !

Aber die organisierte Kriminalität anzupacken wäre schon wichtig, aber da will keiner ran (wer weiß, wer da alles hinter steckt)...

freak
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Enris



Anmeldungsdatum: 31.08.2004
Beiträge: 6413
Wohnort: SWP

BeitragVerfasst am: So Apr 29, 2007 10:07 am    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo auch,

Doc Brown hat folgendes geschrieben:
Personenkontrollen mit gezogener Waffe nach US-Vorbild halte ich nicht für eine sonderlich gute Idee.

Erst schießen, dann fragen, ist tatsächlich die falsche Stoßrichtung. Ich dachte da eher an ein "trau, schau wem"-Prinzip. Das Sichern des untersuchenden Beamten muss nicht durch direkte Schussbereitschaft gekennzeichnet sein. Ein ausgeprägte Vorsicht und die Bereitschaft zum Eingriff muss aber gegeben sein.

Es sollte also nicht so sein wie in den zahllosen Fernsehdokus: Der eine befragt, der andere guckt sich gelangweilt in der Gegend um ...

Außerdem, wie mir mal einer erzählt hat, ist es wohl kein sonderlich tolles Gefühl mit einer MP durch die Stadt patroullieren zu müssen.

Doc Brown hat folgendes geschrieben:
Soweit hier aus dem Süden erkennbar, scheint es daran allerdings keinerlei Kritik zu geben…

Jester hat folgendes geschrieben:
Vgl. in ähnlichem Zusammenhang diesen TP-Artikel und diesen Kommentar dazu. (...)
Wie soll man sowas nennen? Stasi-Reflex? Totalitärer Reflex?

Das trifft es schon sehr gut. Es ist Autoritarismus. Das bedeutet, man verlangt den starken Staat, den starken Mann, die starke Hand. Es rechtfertigt die eigene Untätigkeit, die eigene Schwäche und allerhand Übergriffe und Grausamkeiten.

Und es beweist m.E. die fehlende Lernfähigkeit der Leute. Ein französischer Schriftsteller hat einmal gesagt, auch wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es eine Dummheit.

Ein totalitärer oder autoritärer Staat ist ungemein praktisch: Ich identifiziere mich einfach damit (macht null Aufwand) und kann mich dann zurücklehnen. Dadurch spare ich mir endgültig den vergeblichen Aufwand, mein nicht vorhandenes politisches Gewissen zu initiieren. Und hinterher kann man immer noch behaupten, nach Gesetz oder "auf Befehl" gehandelt zu haben Evil or Very Mad.

Ehrlich gesagt finde ich deshalb diese "braven Bürger", die von Recht und Ordnung keinen blassen Schimmer haben, diese aber immer wieder fordern, recht possierlich Wink. Manchmal sind sie lästig. Und latent gefährlich.

Ihr habt es ja beschrieben, wie unwohl man sich fühlt, wenn man mit dem Staat dermaßen konfrontiert wird, dass die Staatsgewalt überoffensichtlich wird. Ich hoffe aber, es geht euch so wie mir; ich habe den Umgang mit der Polizei auch schon als sehr positiv erlebt. Diese Episoden zeigen, dass es für Polizisten möglich ist, den Staat - also uns (wir sind der Souverän des Staates; nicht Untertanen, sondern der Boss) - angemessen zu vertreten.

Leider bleiben auch die unangenehmen Episoden im Gedächtnis haften. Vielleicht gibt es nicht wenige, die für diese Arbeit nicht geeignet oder davon überfordert sind (ist nun mal Tatsache: hoher Krankenstand, hohe Scheidungsrate, hohe Alkoholikerrate). (Eigentlich ist das eine Herausforderung an uns, da etwas zu ändern. Es darf einfach nicht sein, dass eine so wichtige Aufgabe letztlich ein solcher Sch...job ist.) Ich habe Bekannte, die zufällig Polizisten sind, daher gehe ich davon aus, die unangenehmen Episoden sind - sehr schwerwiegende - Einzelfälle. Noch. Denn durch Generalverdacht werden sie zum Standard.

Hier ein Beispiel für eine unangenehme Episode, resultierend vermutlich aus der Überforderung des Betreffenden mit einem eigentlich simplen Sachverhalt:
Habt ihr mal einem Polizisten geraten, am besten den Notarzt zu verhaften, weil der zuerst bei der Leiche gesehen wird? Wir schon Evil or Very Mad.

Ich kenne übrigens einige Leute, die aufgrund solcher Erfahrungen nicht mehr die Polizei rufen würden, wenn sie Zeugen einer Straftat oder bei einem Verkehrsunfall wären, solange niemandem etwas passiert ist.

Trotzdem gilt die Polizei in Deutschland als vertrauenswürdige Institution, zwar hinter dem ADAC, aber weit vor den Gewerkschaften. Naja, es gibt auch Leute, die mit dem Service z.B. eines großen Telekommunikationsanbieters so lange zufrieden sind, bis sie ihn erstmals in Anspruch nehmen Rolling Eyes.

Es gibt keine Alternative zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Politik und Polizei sind Diener des Volks. Und das, auch wenn dummdreiste Teile des Volkes ihre freiheitlich-demokratische Verantwortung auf Politik und Polizei übertragen wollen. Es gilt also unter der Maxime der Freiheit, das Volk nicht nur vor Gefahren, sondern auch vor sich selbst zu schützen.

Der Merksatz heißt: Das Volk ist der Souverän des Staates. Wir herrschen über uns selbst. Es mag jeder ein Recht auf Dummheit haben, aber Freiheit schließt die Aufgabe derselben zugunsten des Staates aus.

Jester hat folgendes geschrieben:
Im gleichen dpa-Artikel, (...) kommt Wolfgang Speck, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) zu Wort: Der fordert eine Vereinheitlichung der Waffenregister mit erleichterter Zugriffsmöglichkeit auf die Daten durch die Polizei. Ja, nee, is klar, Mafiosi beantragen ja auch brav Waffenbesitzkarten und halten sich auch sonst an die Vorschriften.

Genau Very Happy!

Ich weiß nicht, ob das stimmt, ich habe es von einem Freund, der Sportschütze ist: Es werden mehr Straftaten mit Schusswaffen durch Polizeibeamte mit deren Dienstwaffe begangen als durch Sportschützen oder Jäger mit deren Waffen.

Im Übrigen hoffe ich, dass der Mörder der beiden jungen Beamten bald gefasst wird.

Viel Vergnügen
Enris
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EdelStahl



Anmeldungsdatum: 25.03.2006
Beiträge: 245
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: So Apr 29, 2007 1:24 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Doc Brown hat folgendes geschrieben:
Hallo Forum’ler!

Für mich ist sehr überraschend, daß hier eine Stadt mit über 100 TSD Einwohnern fast hermetisch abgeriegelt wird und das öffentliche Leben dadurch weitgehend zum Erliegen kommt. Ich kann mich nicht erinnern, daß bei vergleichbaren Verbrechen (Banküberfällen etc.) schon mal auf diese Weise reagiert wurde. (??)
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier der Staat Stärke demonstrieren möchte, möglicherweise auch um zu sehen, wie die Bevölkerung auf derartige Polizeimaßnahmen reagiert und wie weit er mit Polizeimaßnahmen gehen kann.


Vermutlich spielen persönliche Motive/Gefühle bei der Polizei mit ("einer von uns").

Wichtig ist aber, dass Straftaten gegen Polizisten äusserst hart und massiv verfolgt werden. Das soll (und muss!) signalisieren "mit uns ist nicht zu Spassen".

Polizisten sind keine besseren Menschen, aber "die Polizei" ist eine Organisation, die Stärke zeigen muss - anderenfalls macht sich die gesamte Institution lächerlich und dann wäre weit mehr in Gefahr, als "nur" das Leben von einzelnen Polizeibeamten..

Gruß

EdelStahl
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thf112



Anmeldungsdatum: 19.02.2007
Beiträge: 209
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: So Apr 29, 2007 8:04 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist immer wieder eine erschreckende Nachrichten, wenn man hört, dass ein Polizist getötet wurde.
In diesem Moment geht ein Aufschrei durch die Bevölkerung, die wie bei andern grausamen Verbrechen lautstark sofortige Sanktionen oder Gesetzesänderungen verlangen. Dieser Aufschrei verhallt dann aber leider sehr schnell. Sicherungsmaßnahmen der Polizei werden wenige Tage nach dem Verbrechen schon nicht mehr geduldet. Im Gegenteil: Plötzlich wirkt die Hand des Beamten an seiner Dienstwaffe schon als Bedrohung, die lautstark moniert wird. Das dieses zum Eigenschutz des Beamten gehört wird dabei nicht (mehr) bedacht.
Was mich aber noch mehr verwundert ist, dass einige Polizisten (insbesondere wenn länger nichts passiert ist) den Eigenschutz sehr vernachlässigen.
Kugelsichere Westen - Im Sommer zu warm
L-Stellung (Kontaktaufnahme eines Beamten, während der andere seitlich des "Kunden" steht um rechtzeitig eingreifen zu können)- wird nicht praktiziert weil es z.B. schneller geht, wenn einer schon mal die Personalien überprüft.
Bei Fahrzeugkontrollen wird teilweise nicht hinter dem Fahrzeug angehalten, sondern an diesem noch vorbeigefahren.

Es gibt da leider noch diverse andere Beispiele. Ob diese bei dem oben genannten Beispiel zutreffen, kann vermutlich kaum mehr nachgewiesen werden.
Fakt ist jedoch: Wenn jemand eine Falle stellen will, werden Sicherheitsmaßnahmen kaum ausreichen.
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stiefels



Anmeldungsdatum: 17.08.2006
Beiträge: 170
Wohnort: Ba-Wü (Nähe HN)

BeitragVerfasst am: So Apr 29, 2007 9:05 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hi
thf112 hat folgendes geschrieben:

Fakt ist jedoch: Wenn jemand eine Falle stellen will, werden Sicherheitsmaßnahmen kaum ausreichen.

Ja, aber gleich gleichgültig, wie sehr die Sicherheitsmaßnahmen verschäft werden, wird es immer Wege geben, wie ein Mörder sein Ziel erreicht. Absolute Sicherheit gibt es nicht.

thf112 hat folgendes geschrieben:

Kugelsichere Westen - Im Sommer zu warm

im konkreten Fall: Kopfschuss

thf112 hat folgendes geschrieben:

L-Stellung (Kontaktaufnahme eines Beamten, während der andere seitlich des "Kunden" steht um rechtzeitig eingreifen zu können)- wird nicht praktiziert weil es z.B. schneller geht, wenn einer schon mal die Personalien überprüft.

da die beiden Beamten an bzw. mit den Beinen noch im Fahrzeug lagen, geht man davon aus, dass sie gerade aussteigen wollten. Also war wohl nichts mit L-Stellung. Die hat sicherlich ihre Berechtigung, wenn ein Verdächtiger durchdreht und -ungeplant- sich aus der Situation freischiessen will. Gegen ein geplantes Attentat hilft die aber sicher wenig.

Fazit: Die Bevölkerung im allgemeinen und Polizeibeamte im besonderen werden immer einem gewissen Restrisiko ausgesetzt bleiben. Daran wird auch der hyperaktive Rolli-Minister nichts ändern.
Ich denke man kann allenfalls die Rahmenbedingungen dahingehend ändern, dass die Polizei, bei dem erhöhten Risiko, das sie eingeht, nicht auch noch mit Bürokratie, schlechter Bezahlung, Personalmangel etc. kämpfen muss.
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EdelStahl



Anmeldungsdatum: 25.03.2006
Beiträge: 245
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: So Apr 29, 2007 11:26 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

thf112 hat folgendes geschrieben:
Was mich aber noch mehr verwundert ist, dass einige Polizisten (insbesondere wenn länger nichts passiert ist) den Eigenschutz sehr vernachlässigen.
Kugelsichere Westen - Im Sommer zu warm


Die Weste bringt eh nichts, wenn sie nicht ständig getragen wird. Eine kugelsichere Weste erst dann anzuziehen, wenn "es kritisch wird" ist in etwa so unsinnig, wie sich nur auf der Autobahn anzuschnallen.

Aber im genannten Fall hätte die Weste eh nicht geholfen -> Kopfschuss!!

Zitat:

Fakt ist jedoch: Wenn jemand eine Falle stellen will, werden Sicherheitsmaßnahmen kaum ausreichen.


Gegen diese Art von Verbrechen ist man erstmal machtlos, stimmt.

Gruß

EdelStahl
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Enris



Anmeldungsdatum: 31.08.2004
Beiträge: 6413
Wohnort: SWP

BeitragVerfasst am: Mo Apr 30, 2007 6:28 am    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo auch,

thf112 hat folgendes geschrieben:
In diesem Moment geht ein Aufschrei durch die Bevölkerung, die wie bei andern grausamen Verbrechen lautstark sofortige Sanktionen oder Gesetzesänderungen verlangen. Dieser Aufschrei verhallt dann aber leider sehr schnell.

Nicht alle. Trotz der Trauer ist man sich bewusst, dass das ein gefährlicher Beruf ist.

thf112 hat folgendes geschrieben:
Sicherungsmaßnahmen der Polizei werden wenige Tage nach dem Verbrechen schon nicht mehr geduldet.

Ich glaube, das liegt eher daran, dass man in Deutschland die Eigensicherung (von dir genannte L-Stellung) kaum kennt. Ob aus "Bürgerfreundlichkeit" oder Laxheit, mir ist das unverständlich. Du schreibst das ja auch:

thf112 hat folgendes geschrieben:
Was mich aber noch mehr verwundert ist, dass einige Polizisten (insbesondere wenn länger nichts passiert ist) den Eigenschutz sehr vernachlässigen.

Wenn ich mich recht erinnere, gab es vor Jahren den Fall, dass zwei Beamte bei einer Verkehrskontrolle niedergeschossen wurden. Die Täter saßen im Fluchtfahrzeug nach einem Bankraub. Die Kontrolle wusste allerdings noch nichts von dem Überfall und die Schützen hatten in Panik reagiert. Noch Wochen danach war die Eigensicherung ein Thema. Irgendwann aber schlich sich wieder der Alltag ein (einer befragt, der andere schaut sich die Gegend an).

stiefels hat folgendes geschrieben:
Ich denke man kann allenfalls die Rahmenbedingungen dahingehend ändern, dass die Polizei, bei dem erhöhten Risiko, das sie eingeht, nicht auch noch mit Bürokratie, schlechter Bezahlung, Personalmangel etc. kämpfen muss.

Hier sollte man wohl zuerst ansetzen. Bei diesen Rahmenbedingungen kommt es zu Flüchtigkeiten, Nachlässigkeiten, damit es schnell geht und man seine Arbeit innerhalb der Schicht erledigen kann.

Viel Vergnügen
Enris
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Jester



Anmeldungsdatum: 02.05.2004
Beiträge: 116

BeitragVerfasst am: Mo Apr 30, 2007 1:54 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Enris,

Enris hat folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, ob das stimmt, ich habe es von einem Freund, der Sportschütze ist: Es werden mehr Straftaten mit Schusswaffen durch Polizeibeamte mit deren Dienstwaffe begangen als durch Sportschützen oder Jäger mit deren Waffen.


das Forum Waffenrecht hat diesbezüglich immer wieder mal die PKS unter die Lupe genommen, z.B. hier, hier und hier.

Interessant bei solchen Statistiken sind auch die Begriffsdefinitionen. Begeht z.B. ein Polizist im Dienst einen Ladendiebstahl, ist das ein strafverschärfender "Diebstahl mit Waffen" und die dabei getragene Dienstpistole ist natürlich eine legale Waffe. Wink

Grüße
Jester
_________________
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freak



Anmeldungsdatum: 18.08.2006
Beiträge: 241
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: Mo Apr 30, 2007 2:04 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hatte meine Meinung dazu bereits gepostet.
Amerikanische Verhältnisse lehne ich eigentlich ab, ausser einer Tatsache:
Ein Polizistenmord ist ein Angriff auf die gesamte Gesellschaft und deren Rechtsordnung und sollte daher mit aller Härte bestraft werden !
Leider reichen hier wieder die Gesetze nicht aus...
Armes Deutschland...

Freak
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